Pflegehinweise Venusfliegenfalle
1759 erkannte Arthur Dobbs, dass die Venusfliegenfalle Insekten fängt, jedoch wurde ihm nicht bewusst, dass diese als Nahrung dienen. Acht Jahre später entdecke dann der irische Botaniker John Ellis, dass diese besondere Pflanze ihre Nährstoffe aus Insekten bezieht.
Namensgeberin der Dionaea muscipula ist die Mutter „Dione“ der griechischen Liebesgöttin Aphrodite. Grund hierfür ist die eigenwillige Schönheit dieser Göttin. Muscipula steht eigentlich für Mausefalle. Hier ist womöglich ein Übersetzungsfehler entstanden. Denn Fliegenfalle würde muscicipula heißen. Aber vielleicht war es früher auch üblich das Wort Mausefalle als Synonym für Fallen zu nutzen.
Natürlicher Standort
Der natürliche Standort dieser Pflanze ist sehr klein. 100 km im Umkreis der Stadt Wilmington an der Atlantikküste in den USA, also im südlichen Teil von North Carolina, ist die Venusfliegenfalle zu finden. Dort wächst sie auf sehr sandigen, mit Schilfgras bewachsenen Moor- und Sumpfgebieten in feuchtwarmem Klima.
Lang andauernde Fröste und Schnee im Winter sind hier sehr selten. Im Sommer hingegen können dort Temperaturen von über 35 Grad Celsius vorkommen. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt in diesem Gebiet 1.280 mm. Berlin hat im Vergleich nur ca. 500 mm Regen im Jahr. Daran erkennt man sofort, dass die Luftfeuchtigkeit stark erhöht ist. Der sandige Boden ist hier leicht sauer, was einem pH-Wert von 4 – 5 entspricht.
Nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen ist diese Pflanze sehr streng geschützt und es drohen hohe Geldbußen im Bereich von mehreren 1.000 USD bei Nichteinhaltung der Gesetze. Das hat zumindest dazu geführt, dass es kaum noch natürliche Entnahmen gibt. Wozu auch, schließlich gibt es hervorragende Nachzüchtungen. Leider gelten diese Strafen nicht für die fortschreitende Zerstörung des natürlichen Lebensraums.
Pflanzenbeschreibung
Dionaea muscipula ist eine rosettenbildende Pflanze, die ausgewachsen einen Durchmesser von 15 bis zu 30 cm erreichen kann! Die Fallen sind im Normalfall 3 – 3,5 cm lang. Bei älteren Exemplaren und sehr guten Bedingungen werden sogar Fallen mit 5 cm Länge gebildet. Hier gibt es aber auch eine spezielle Züchtung (B-52), die von Beginn an große Fallen besitzt.
Je nach erhaltener Lichtmenge und Varietät, weisen die Pflanzen eine unterschiedliche Ausfärbung auf. Hierbei geht das Farbspektrum von grüngelblich hin zu komplett grün bleibend bis zu dunkelrot. Die normale Venusfliegenfalle bleibt bei ausreichend Sonnenschein grün und die Falle färbt sich immer Inneren der Falle schön rot.
Neben den unterschiedlichen Farben gibt es auch Varietäten in der Form. Hierbei gibt es welche, bei denen die Zähne zusammengewachsen sind (sawtooth), während es auch Formen gibt, bei denen die Zähne komplett fehlen (dentata).
Wie funktioniert eigentlich der Fangmechanismus und wie stellt die Venusfliegenfalle sicher, dass sich ein Insekt in der Falle befindet und nicht ein Laubblatt?
Am Blattrand der Falle gibt es eine schmale Nektarzone. Diese zieht Insekten an, die diesen verzehren wollen. Dabei bewegen sie sich innerhalb der Falle. Etwas unter der Nektarzone befinden sich dabei drei Fühlerborsten (auf jeder Seite der Falle), die das Zusammenklappen auslösen. Hierzu müssen zwei Fühlerborsten innerhalb von 20 Sekunden oder nur eine Borste zweimal berührt werden. Das Umknicken erzeugt ein elektrisches Feld, was zu einer Verschiebung der Calciumkonzentration in den Zellen führt, die das Zusammenklappen auslöst. Die Reaktion der Falle erfolgt generell innerhalb von 1/20 Sekunde. Wenn die Bedingungen nicht ideal sind, zum Beispiel bei Lichtmangel oder Kälte, dann dauert das Zusammenklappen wesentlich länger.
Funktionsweise der Fallen
Beim ersten Zusammenklappen schließt sich die Falle nicht komplett. Zunächst wird geprüft, ob sich die Beute im Inneren bewegt. Schließlich will die Pflanze kein Laubblatt verdauen. Wenn sich das gefangene Objekt noch bewegt, schließt sich die Falle komplett und gibt dem Insekt keinen Bewegungsraum mehr. Jetzt werden Rezeptoren angesprochen, die Enzyme, sogenannte Proteasen, herstellen. Diese lösen nun langsam alle verwertbaren Stoffe des Insekts auf. Die Nährstoffe werden dann von sich in der Falle befindlichen Drüsen aufgenommen.
Nach der Verdauung öffnet sich das Blatt und es befindet sich nur noch der Chitin-Panzer in der Falle, der vom Wind weggeweht wird. Jetzt ist die Falle wieder bereit zuzuschnappen. Die Verdauung dauert in der Regel drei bis fünf Tage. Dabei kann die Falle maximal siebenmal zusammenklappen, wobei maximal zwei bis drei Mahlzeiten verdaut werden können. Danach stirbt das Blatt ab.
Blüten und Samen
Das Blatt besitzt je nach Jahreszeit ein unterschiedliches Aussehen. Ende des Frühjahrs und Anfang Sommer bildet die Pflanze dünne, langstielige Blätter aus, die meistens senkrecht in die Höhe wachsen. Zur restlichen Zeit haben die Blätter eine Länge von 10 bis 11 cm.
Die Blütezeit der Venusfliegenfallen ist Mai bis Juli. Die Blütenstiele erreichen eine Länge von bis zu 40 cm. Dabei bilden sie drei bis zehn weiße Blüten von denen nie mehr als zwei gleichzeitig geöffnet sind. Die Blüten sind nicht selbstfertil, daher benötigt man zwei genetisch unterschiedliche Pflanze, um Samen zu erhalten.
Die Blüte schwächt die Pflanze sehr stark und es werden sehr kleine Fallen gebildet. Daher schneiden Züchter den Blütenstengel immer direkt ab. Eine Vermehrung über Blattstecklinge ist einfacher und schneller.
Die Samen sind nach sechs Wochen reif und treiben, wenn sie sofort ausgesät werden, innerhalb von zwei bis drei Wochen aus. Sollte der Winter nicht so mild sein, wie es am natürlichen Standort üblich ist, sterben die Keimlinge ab. Daher sollte man die Samen aufbewahren und stratifizieren. Wenn sie dann im Frühjahr ausgesät werden, treiben sie völlig normal aus. Nach vier bis fünf Jahren ist die Pflanze dann „erwachsen“.
Formen
- Dionaea muscipula ‚holland red. Die erste Kulturform in komplettem Rot. 1975 in Holland gezüchtet mit normaler Wuchsform wobei das rot nur bei genügend Licht erscheint.
- Dionaea muscipula ‚royal red. Seit 1994 durch Exotica Plants aus Australien gezüchtet und vertrieben. Die Fallen werden Größer als bei der ‚holland red. Das Rot ist heller und kräftiger.
- Dionaea muscipula ‚red burgundy. Tief dunkelrot werdende Pflanze mit sehr großen Fallen und langen Blättern. Die Pflanze wächst sehr schnell und ist immer rot gefärbt.
- Dionaea muscipula ‚akai ryu. Ein Nachkomme der ‚holland red und hat nur eine liegende Sommerrosette, dafür aber größere Fallen als ihr Vorfahre. Eine Vermehrung über Samen ist nicht möglich, nur über Teilung bzw. Blattstecklinge.
- Dionaea muscipula ‚all green | ‚heterodoxa. Diese Form bleibt komplett grün.
- Dionaea muscipula ‚viridis. Diese Form bleibt ebenfalls komplett grün, jedoch ist das Grün sehr hell.
- Dionaea muscipula ‚yellow. Es handelt sich um eine komplett grünlichgelbe Form.
- Dionaea muscipula ‚dentate | ’sawtooth. Einen fransigen Rand bilden viele kurze und dich besetzte Zähne. Die Funktion die Beute hinter einem Gitter aus Borsten festzuhalten ist nicht mehr vorhanden.
- Dionaea muscipula ’sharkteeth. Bei dieser Form sind die Borsten teilweise zusammengewachsen und erinnern so an Haifischzähne.
- Dionaea muscipula ‚fused tooth. Hier sind die Borsten so extrem nach innen gestellt und verwachsen, dass die Falle sich nicht mehr schließen kann.
- Dionaea muscipula ‚cupped trap. Bei dieser Kulturform ist die Falle an der Außenseite verwachsen und bildet so einen Dreieckstrichter.
- Dionaea muscipula ‚gigant. Hier können die Fallen eine Größe von über 5 cm erreichen.
Kultur
Draußen, am liebsten im Moorbeet, fühlt sich Dionaea muscipula ganzjährig am wohlsten, solange der Boden nicht durchfriert. Im Sommer braucht diese Pflanze mindestens 14 Stunden Licht am Tag, ansonsten erfolgt keine tiefe Färbung der Blätter. Zu anderen Jahreszeiten sollte ebenfalls so viel Licht wie möglich bereitgestellt werden.
Wenn eine Zimmerpflanze nach draußen gestellt wird, braucht sie unbedingt eine Gewöhnungsphase von mindestens zwei Wochen, um Verbrennungen zu vermeiden.
Bei der Temperatur bevorzugt diese Pflanze etwas wärmere Bereiche. 23 bis 27 Grad Celsius sind ideal, jedoch wird der Bereich von 20 bis 32 Grad akzeptiert. Fällt die Nachttemperatur auf 12 Grad ist das für diese Pflanze kein Problem, solange sie draußen kultiviert wird.
Dionaea muscipula braucht zwingend eine Winterruhe. Sie sollte für mindestens 12 Wochen kühler bei 5 bis 10 Grad Celsius und viel Licht kultiviert werden. Wird die Pflanze bei Zimmertemperatur durchkultiviert, nimmt ihre Widerstandsfähigkeit ab und sie geht schnell ein. Bei Sämlingen hingegen empfehle ich eine Durchkultivierung innerhalb der ersten beiden Jahre.
Eine normale bis leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit (50 – 75 %) ist empfehlenswert. Zur Messung der Luftfeuchtigkeit nutze ich dieses kleine Messgerät: ThermoPro TP50*. Es hat sich sowohl draußen im Gewächshaus, als auch innerhalb der Wohnung bewährt und liefert zuverlässig Daten für kleines Geld.
Niemals sollte die Pflanze der trockenen Heizungsluft ausgesetzt werden. Das führt mittelfristig zum Tod.
Als Substrat eignet sich ein Torf-Perlit-Sand-Gemisch. [Shop]
Beim Gießen ist Dionaea muscipula wie andere populäre karnivore Pflanzen. Im Sommer liebt sie einen nassen Fuß, im Winter sollte das Substrat nur leicht feucht sein, um Schimmel zu vermeiden. Wie immer gilt es nur Regenwasser, Osmosewasser oder destilliertes Wasser zu nutzen.
Schädlinge und Krankheiten
Es kann vorkommen, dass sich Blattläuse an den meist jungen Blattachsen vergehen. Die großen Schädlinge kann man absammeln und sofort verfüttern aber wenn es zu viele werden, hilft nur noch eine „chemische“ Behandlung mit Kaliseife*. Dieses hilft auch bei (eher unwahrscheinlichem) Spinnmilbenbefall.
Wurzelfäule kann vorkommen und zwar, wenn das Substrat von Moos (nicht Sphagnum) überwuchert wird. Dieses verschließt die Oberfläche und es dringt kein Sauerstoff mehr zu den Wurzeln. Hier hilft nur regelmäßiges Umtopfen.
Trauermückenlarven könnten die Wurzeln beschädigen und zum Absterben der Pflanze führen. Günstige Gelbtafeln* helfen hier ungemein.
Die ausgewachsenen Mücken werden gefangen und können sich nicht vermehren. Schneller geht es mit Nematoden*. Diese legen Eier in die Trauermückenlarven und fressen diese von innen auf. Wenn es keine Larven mehr gibt, sterben die Nematoden. Eine Vermehrung der Trauermücke findet somit nicht statt. Am besten nutzt man beide Mittel.
Vermehrung
Die Venusfliegenfalle lässt sich zum einen über Samen, zum anderen durch Teilung aber auch durch Blattstecklinge vermehren.
Bei der Vermehrung über Samen gibt es etwas Wichtiges zu beachten: Da die Samen erst im Juli/August reif sind, wäre es unvorteilhaft, wenn sie dann sofort austreiben würden, weil die darauffolgende Kälteperiode zum sicheren Tod führen würde. Daher warten die Samen den Winter über, bis es wieder wärmer wird. Dann fangen sie an zu keimen.
Dieser Prozess (Stratifikation) des Winters muss zuhause simuliert werden. Entweder man legt die Samen auf feuchtes Substrat und legt den Behälter für mindestens 8 Wochen in den Kühlschrank oder lässt den Behälter gleich draußen. Das Substrat musst du hierbei immer feucht halten. Die Samen werden einfach über das Substrat verteilt und liegengelassen. Da Dionaea muscipula Lichtkeimer sind, sollte man den Samen nicht mit Substrat abdecken. Den Behälter mit den Samen stellt man dann an einen hellen Ort im Anstauverfahren. Ideal hierfür eignet sich unser Anzuchtgewächshaus. Die Luftfeuchtigkeit muss hoch sein und die Temperatur muss mindestens 23 Grad Celsius betragen.
Bei der Vermehrung durch Teilung wird das Rhizom einer großen Pflanze geteilt. Dabei sollten beide Teile Wurzeln besitzen. Nach der Teilung sollten die offenen Stellen mit Pflanzenasche verschlossen werden, damit Schimmelpilze keinen Nährboden finden. Das Rhizom steckst du dann einfach in feuchtes Substrat.
Die Vermehrungsmethode über Blattstecklinge funktioniert am besten zwischen Frühjahr und Sommeranfang. An der Blattbasis (mit etwas weißem Rhizom) kräftige Blätter vorsichtig abbrechen und etwa bis zur Hälfte ins Substrat stecken. Eine hohe Luftfeuchtigkeit, Temperaturen über 22 Grad und viel Licht sind notwendig. Nach wenigen Wochen sollten sich erste Blätter bilden. Auch hier hat sich das oben erwähnte Anzuchtgewächshaus bewährt.
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