Pflegehinweise Sarracenia rubra (spec.)
An der Sarracenia rubra gefällt mir besonders ihre Vielfältigkeit. Die Unterarten haben nämlich markante Unterschiede und das macht diese fleischfressende Pflanze so besonders.
Und erneut ist es Thomas Walter, der neben der Sarracenia minor, die Sarracenia rubra im selben Jahr (1788) beschreibt. Er dachte sich bestimmt „Wenn ich schon mal in Florida bin, dann checke mal alle Pflanzen ab.“ – Naja, eventuell ist es nicht der gleiche Wortlaut gewesen.
Auch bei Sarracenia rubra gilt: Im Baumarkt bekommst du diese recht einfach zu kutivierende Pflanze auf keinen Fall. Wenn du sie dann aber bei einem Fachhändler erstehst, dann pflege sie gut, denn sie ist stark vom Aussterben bedroht. Und solange du sie kultivierst, hilfst du sie zu erhalten.
Natürlicher Standort
Der natürliche Standort der braunroten Schlauchpflanze Sarracenia rubra ist der Südosten der USA.
Während S. rubra ssp. gulfensis ihr natürliches Habitat im äußersten Nordwesten Floridas hat, findet man S. rubra ssp. wherryi noch weiter westlich in Florida und im Süden Alabamas. Nennenswerte Vorkommen gibt es noch im Süden Mississippis.
S. rubra ssp. alabamensis hingegen findet man nur im Herzen Alabamas in den Counties Chilton, Elmore und Autauga. Hier ist sie stark vom Aussterben bedroht. Update (01.12.2021): Diese Pflanze wird laut neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen als eigene Art geführt: Sarracenia alabamensis
S. rubra ssp. rubra findet man verteilt in Georgia und stark gehäuft in South- und North Carolina.
S. rubra ssp. jonesii ist, wie S. alabamensis, nur in ganz wenigen Counties vertreten: Buncobe, Henderson, Transylvania (alle North Carolina), Pickens und Greenville (beide South Carolina).
Dabei bevorzugt die fleischfressende Pflanze leicht saure, sandige & torfhaltige Böden. Natürlich ist die Anzahl der Sonnenstunden sehr hoch.
Pflanzenbeschreibung
Sarracenia rubra kämpft mit Sarracenia minor um den Titel „kleinste Schlauchpflanze“. Die braunrote Schlauchpflanze erreicht nämlich Größen von nur 35 – 45 cm. Jedoch gibt es Varitäten, die ganz andere Größen erreichen. Daher hat Sarracenia rubra auch den Beinamen „variable Schlauchpflanze“.
Insagesamt kann man Sarracenia rubra in fünf Unterarten klassifizieren:
S. rubra ssp. rubra. Ebenfalls in beiden Carolina-Staaten und zusätzlich noch in Georgia verbreitet. Schläuche erreichen eine Höhe von bis zu 80 cm bei grüner Farbe und roter Aderung. Teilweise geht die grüne Farbe der Schläuche ins Rote über. Weitere Bilder in der Galerie.
S. rubra ssp. alabamensis. Wie der Name schon verrät, kommt diese Schlauchpflanze gehäuft in Alabama vor. Sie besitzt eine feine rote Aderung und bildet zu den leuchtend gelben Schläuchen einen tollen Kontrast. Die Fangblätter erreichen eine Höhe von 40 cm. Update (01.12.2021): Diese Pflanze wird laut neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen als eigene Art geführt: Sarracenia alabamensis.
S. rubra ssp. wherryi. Die Schläuche erreichen eine Höhe von bis zu 40 cm. Der Deckel über der Schlauchöffnung ist nicht ganz so groß wie bei ssp. alabamensis und nimmt einen roten bis bräunlichen Farbton an. Ab Frühjahr werden nur sehr schmale und schwache Schläuche gebildet, die nicht aufrecht wachsen, sondern zu Boden fallen. Erst im Spätsommer bildet die Schlauchpflanze kräftigere Blätter, die senkrecht in den Himmel ragen. Das gilt im Übrigen für alle Sarracenia rubra.
S. rubra ssp. gulfensis. Das Verbreitungsgebiet ist Florida (Golf von Mexiko, woher sich auch der Name ableitet). Die Schläuche erreichen eine Höhe von bis zu 60 cm. Der Deckel ragt dabei über die Schlauchöffnung, ist schmal & länglich. Bei starker Sonneneinstrahlung wird der obere Teil des Schlauchs tiefrot mit tiefbrauner bis schwarzer Aderung.
S. rubra ssp. jonesii. Diese Unterart hat sich sowohl in North als auch in South Carolina verbreitet. Sie ist mitterlweile im Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommen und sehr stark vom Aussterben bedroht. Der Standort unterscheidet sich zu den anderen Sarracenia dahingehend, dass er zunächst höher gelegen ist und zum anderen fließende Gewässer in der Nähe hat. Der Boden ist nicht ganz so sauer und besonders sanding beziehungsweise steinig. Sphagnum ist hier seltener anzutreffen. Die Schläuche werden ebenfalls bis zu 60 cm hoch.Der Deckel ist länglich und nach oben gewölbt, so dass er wie eine Haube über der Öffnung steht.
Kultur
Die Kultur von Sarracenia rubra ist denkbar einfach. Sonne, Torf und Regenwasser und schon wächst sie wie verrückt. Aber einmal im Detail:
Als Substrat eignet sich sowohl reiner Torf, als auch ein Torf/Sand-Gemisch im Verhältnis von 3:1/4:1 oder ein Torf/Perlit/Sand-Gemisch. Alle Substrate findest du in unserem Shop, klick einfach auf die Verlinkung.
Sarracenia rubra ssp. jonesii sollte hingegen mit einem höheren Anteil Sand kultiviert werden.
Der Topf sollte gut dimensioniert sein. 13x13x13 cm sind ausreichend für ein schnelles Wachstum.
Zum Wässern darf natürlich primär nur Regenwasser genutzt werden. Als sekundäre Wasserquelle ist destilliertes Wasser dem Osmosewasser vorzuziehen. Leitungswasser oder Wasser aus sogenannten „Brita-Wasserfilter“ dürfen nicht genutzt werden.
Wie man Osmosewasser herstellt, habe ich hier einmal festgehalten: Beitrag.
Die Pflanze sollte im Sommer auf jeden Fall in nassem Substrat stehen. Das erreicht man am besten über das Anstauverfahren. Und zwar nicht nur eine Handbreit, sonder ordentlich, da das Wasser ansonsten zu schnell verdunstet. Solange Wasser im Untersetzer ist, wird die Pflanze nicht austrocknen.
Außerdem sollte sie so viel Sonne wie möglich erhalten. In schattigen Bereichen wächst sie auch. Dann jedoch langsamer und färbt sich nicht so toll aus.
Die Überwinterung ist ebenfalls denkbar einfach. Mit ungefähr 3, 4 Jahren ist Sarracenia rubra relativ kälteresistent. In den Jahren davor, als Jungpflanze, würde ich sie keinen Frösten aussetzen. Aber nur, um sicher zu gehen, dass sie nicht eingeht. Den einen oder anderen leichten Frost verträgt auch eine Jungpflanze.
Generell sollte der Topf gut dimensioniert sein. Ein 13x13x13 cm Topf sollte ausreichen. Dann darf die Pflanze aber keinen langanhaltenden Frösten ausgesetzt werden, denn der Topf würde durchfrieren.
Am besten überwintert man Sarracenia rubra mindestens 3 Monate an einem hellen, gut gelüfteten Ort bei 0 – 5 Grad und nur feuchtem Substrat.
In einem Moorbeet hingegen werden tiefere Temperaturen gut vertragen, wenn die Pflanze vorher mit Vlies oder Nadelbaumzweigen abgedeckt wird. Es hilft auch, wenn das Moorbeet zu Frostbeginn geflutet wird. Das Eis bildet dann eine Isolationsschicht.
Schädlinge und Krankheiten
Es kann vorkommen, dass sich Blattläuse an den meist jungen Blattachsen vergehen. Die großen Schädlinge kann man absammeln und sofort verfüttern aber wenn es zu viele werden, hilft nur noch eine „chemische“ Behandlung mit Kaliseife*. Dieses hilft auch bei (eher unwahrscheinlichem) Spinnmilbenbefall.
Wurzelfäule kann vorkommen und zwar, wenn das Substrat von Moos (nicht Sphagnum) überwuchert wird. Dieses verschließt die Oberfläche und es dringt kein Sauerstoff mehr zu den Wurzeln. Hier hilft nur regelmäßiges Umtopfen. Beziehungsweise kann die Oberfläche mit Pinienrinde abgedeckt werden.
Trauermückenlarven könnten die Wurzeln beschädigen und zum Absterben der Pflanze führen. Günstige Gelbtafeln* helfen hier ungemein.
Die ausgewachsenen Mücken werden gefangen und können sich nicht vermehren. Schneller geht es mit Nematoden*. Diese legen Eier in die Trauermückenlarven und fressen diese von innen auf. Wenn es keine Larven mehr gibt, sterben die Nematoden. Eine Vermehrung der Trauermücke findet somit nicht statt. Am besten nutzt man beide Mittel.
Vermehrung
Ich vermehre Sarracenia rubra bevorzugt per Rhizomteilung. Die Pflanze ist von Beginn an stark im Wachstum und braucht nicht so viel Zeit, um eine stattliche Größe zu erreichen.
Wie man ein Rhizom teilt, erkläre ich in diesem Video ab Minute 10 (voreingestellt):
Die Sarracenia rubra nach Teilung warm und hell stellen, das Substrat sollte nass sein. Rot/Blau Beleuchtung* als Zusatzbeleuchtung ist ideal. Die ersten Augen erwachen dann und wachsen in die Höhe.
Natürlich kannst du Sarracenia rubra über Samen vermehren. Wenn du sehr frische (maximal 3/4 Tage alt) Samen hast, kannst du sie sofort aussäen und am besten unter Kunstlicht, Raumtemperatur von ca 20 – 23 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit zum Keimen bringen. Dazu eignet sich unter Minigewächshaus, welches du hier im Shop findest. Unten im Bild siehst du es in Aktion.
Sollten deine Samen älter sein, musst du sie unbedingt stratifizieren! Dafür legst du die Samen beispielsweise zunächst auf ein nasses Stück Küchenpapier. Dieses Küchenpapier kommt in eine Tupperdose oder ein anders verschließbares Gefäß. Und das kommt wiederrum für 6 – 8 Wochen in den Kühlschrank. Du kannst die Samen auch in ein mit Wasser gefülltes Röhrchen* legen, es verschließen und ebenfalls für 6 – 8 Wochen in den Kühlschrank legen. Hauptsache die Samen sind kalt und können nicht austrocknen.
Danach einfach unter Kunstlicht, Raumtemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit kultivieren. Bei mir keimen die ersten Samen meist nach 10 – 14 Tagen.
Die Sämlinge sind noch sehr empfindlich und sollten in den ersten beiden Jahren bei 5 – 10 Grad Celsius überwintern. Im Sommer werden sie, wie die ausgewachsenen Pflanzen, kultiviert. Im dritten Winter können sie auch tieferen Temperaturen ausgesetzt werden.
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