Pflegehinweise Sarracenia purpurea
Sarracenia purpurea wurde bereits 1601 durch Clusius (Charles de l’Écluse) gezeichnet und 1753 das erste Mal botanisch beschrieben. Das bedeutet, diese Karnivore ist seit 417 Jahre bekannt!
Die Fleischfressendepflanze wird der Gattung Sarracenia zugeordnet. Diese Gattung besteht aus 8 Arten und zahlreichen Unterarten und gehört zur Familie der Sarraceniaceae, zu der auch die Gattungen Darlingtonia und Heliamphora gezählt werden.
Wenn du keine Lust hast diesen Text zu lesen, dann habe ich etwas für dich vorbereitet.
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Natürlicher Standort
Diese Art besitzt das größte Verbreitungsgebiet aller Schlauchpflanzen. Vom Südosten Floridas bis zum kalten Norden Kanadas findet man sie. Im südlichen Verbreitungsgebiet (New Jersey bis Florida) ist eher die Subspezies (ssp.) venosa anzutreffen. Der Unterschied liegt in dickeren und stärker behaarten Schläuchen.
Orte, an denen es jedoch Fröste gibt, sind von ssp. purpurea kolonialisiert. Diese Pflanze hält Fröste bis -25 Grad Celsius aus!
Es gibt sogar in Europa Kolonien in freier Natur. Vermutlich wurden Zimmerpflanzen ausgepflanzt oder durch Samen verteilt. Hier sind besonders Irland, die Schweiz, England, Schottland und Deutschland zu nennen.
Der Boden am Naturstandort ist nicht – wie man vermuten könnte – ausschließlich sauer, sondern teilweise aus alkalisch (basisch). Meistens ist der Standort nass, zeitweise überflutet. Daher wird schnell klar, diese Art ist die wohl anpassungsfähigste ihrer Gattung.
Pflanzenbeschreibung
Unter den Schlauchpflanzen ist Sarracenia purpurea die älteste. Die relativ kurzen und dicken Schläuche beinhalten Bakterien, die als Verdauungshelfer fungieren. Daher ist diese Pflanze auf Regenwasser angewiesen, das sich innerhalb der Schläuche sammelt. Im Gegensatz zu anderen Arten ihrer Gattung besitzen die Schläuche keinen Deckel, weshalb sie mit Regenwasser gefüllt werden können. Der Deckel hat sich erst mit der Zeit bei anderen Arten gebildet, die eigene Verdauungssysteme entwickelten, um diese vor Regenwasser zu schützen.
Nach neuesten Erkenntnissen produziert Sarracenia purpurea während des ersten Lebensjahres eines Schlauchs eigene Verdauungsenzyme aber nur, wenn sich Beute im Schlauch befindet. Im darauffolgenden Zeitraum übernehmen im Wasser vorhandene Mikroorganismen die Verdauung und die Pflanze nimmt die gelösten Stoffe über die Schlauchwände auf.
Die Schläuche besitzen im Inneren nach unten gerichtet Härchen und verhindern ein Entkommen der Beute. Im Winter sterben die Schläuche nicht ab.
Die Blüte von Sarracenia purpurea ist dunkelrot, die von ssp. venosa hellrot. Dabei hängt diese an einem Blütenstängel von 20 – 40 cm Höhe.
Sarracenia purpurea ssp. purpurea f. heterophylla ist eine weitere Form der Sarracenia purpurea, die in Michigan, Ontario und in der Umgebung der großen Seen entdeckt wurde. Diese Form bleibt komplett grün und bildet eine grüngelbe Blüte aus.
Pflege und Kultur
Sarracenia purpurea ssp. purpurea ist sehr selten im Handel erhältlich. Sehr viel häufiger findet man die Unterart ssp. venosa. Jedoch ist S. purpurea viel leichter zu halten, da sie ganzjährig draußen stehen kann. Ssp. venosa sollte bei maximal 0 Grad überwintern, da sie nicht frostresistent ist.
Als Substrat eignet sich sowohl reiner Torf als auch ein Torf-Perlit-Gemisch. Hier sind beide Arten sehr robust.
Sarracenia purpurea ssp. purpurea braucht zwingend eine Winterruhe. Bei Zimmerhaltung sollte die Pflanze mindestens drei Monate bei 0 bis 5 Grad und viel Licht kultiviert und der Raum muss dabei gut durchlüftet werden. Noch besser wäre eine Überwinterung außerhalb der Wohnung. Dabei solltest du die Pflanze versuchen nicht Wind und Wetter auszusetzen. Eine geschützte Stelle mit viel Sonne ist ideal.
Das Substrat muss im Sommer immer nass sein (Hier eignet sich das Anstauverfahren). Ein gelegentliches Überfluten ist gerne gesehen. Im Winter sollte das Substrat hingegen nur leicht feucht sein, um Schimmel vorzubeugen.
Eine normale bis leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit (40 – 70 %) ist empfehlenswert. Zur Messung der Luftfeuchtigkeit nutze ich dieses kleine Messgerät: ThermoPro TP50*. Es hat sich sowohl draußen im Gewächshaus, als auch innerhalb der Wohnung bewährt und liefert zuverlässig Daten für kleines Geld.
Schädlinge und Krankheiten
Es kann vorkommen, dass sich Blattläuse an den meist jungen Blattachsen vergehen. Die großen Schädlinge kann man absammeln und sofort verfüttern aber wenn es zu viele werden, hilft nur noch eine „chemische“ Behandlung mit Kaliseife*. Dieses hilft auch bei (eher unwahrscheinlichem) Spinnmilbenbefall.
Wurzelfäule kann vorkommen und zwar, wenn das Substrat von Moos (nicht Sphagnum) überwuchert wird. Dieses verschließt die Oberfläche und es dringt kein Sauerstoff mehr zu den Wurzeln. Hier hilft nur regelmäßiges Umtopfen. Beziehungsweise kann die Oberfläche mit Pinienrinde abgedeckt werden. Dann kann man die Pflanze jedoch nicht überfluten.
Trauermückenlarven könnten die Wurzeln beschädigen und zum Absterben der Pflanze führen. Günstige Gelbtafeln* helfen hier ungemein.
Die ausgewachsenen Mücken werden gefangen und können sich nicht vermehren. Schneller geht es mit Nematoden*. Diese legen Eier in die Trauermückenlarven und fressen diese von innen auf. Wenn es keine Larven mehr gibt, sterben die Nematoden. Eine Vermehrung der Trauermücke findet somit nicht statt. Am besten nutzt man beide Mittel.
Vermehrung
Ich vermehre meine Sarracenia purpurea am liebsten per Rhizomteilung. Die Pflanze ist von Beginn an stark im Wachstum und braucht nicht so viel Zeit, um eine stattliche Größe zu erreichen. Die ersten Schläuche sind ja auch schon vorhanden.
Natürlich kannst du Sarracenia purpurea über Samen vermehren. Wenn du sehr frische (maximal 3/4 Tage alt) Samen hast, kannst du sie sofort aussäen und am besten unter Kunstlicht, Raumtemperatur von ca 20 – 23 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit zum Keimen bringen.
Sollten deine Samen älter sein, musst du sie unbedingt stratifizieren! Dafür legst du die Samen beispielsweise zunächst auf ein nasses Stück Küchenpapier. Dieses Küchenpapier kommt in eine Tupperdose oder ein anders verschließbares Gefäß. Und das kommt wiederrum für 6 – 8 Wochen in den Kühlschrank. Du kannst die Samen auch in ein mit Wasser gefülltes Röhrchen* legen, es verschließen und ebenfalls für 6 – 8 Wochen in den Kühlschrank legen. Hauptsache die Samen sind kalt und können nicht austrocknen.
Danach einfach unter Kunstlicht, Raumtemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit kultivieren. Bei mir keimen die ersten Samen meist nach 10 – 14 Tagen.
Die Sämlinge sind noch sehr empfindlich und sollten in den ersten beiden Jahren bei 5 – 10 Grad Celsius überwintern. Im Sommer werden sie, wie die ausgewachsenen Pflanzen, kultiviert. Im dritten Winter können sie auch tieferen Temperaturen ausgesetzt werden.
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3 Antworten auf “Pflegehinweise Sarracenia purpurea”