Pflegehinweise Sarracenia oreophila
Wie du Sarracenia oreophila kultivierst, pflegst und vermehrst, erzähle ich in diesem Beitrag.
Beim Recherchieren zu dieser Pflanze musste ich mit Erschrecken feststellen, dass sie 245 Jahre nach ihrer Entdeckung durch Hugh M. Neisler nun beinahe ausgestorben ist. Zunächst wurde sie durch T. J. Kearney als S. flava var. oreophila geführt, bevor Edgar Theodore Wherry sie 1933 eher durch Zufall erstbeschrieb, da er markante Unterschiede zur Sarracenia flava feststellte.
Die natürlichen Standorte der grünen Schlauchpflanze waren einst weit verbreitet. Doch durch die zunehmende Entnahme durch Sammler und Vernichtung der Standorte, beschränken sich die Habitate auf nur noch eine Handvoll Counties und nur sehr wenige Horste.
Das Aussterben ist bereits so weit fortgeschritten, dass aus Samen im USDA National Seed Technology Laboratory in Fort Collins gelagert werden. Der botanische Garten Atlanta vermehrt zudem Pflanzen aus Samen für zukünftige Wiederansiedlunsgprogramme.
Wenn du also die Möglichkeit hast eine Sarracenia oreophila zu kultivieren, dann ergreif die Chance. Du hilfst, dass diese Pflanze nicht ausstirbt.
Natürlicher Standort
Die meisten Standorte findet man im nördlichen Alabama. Ansonsten gibt es nur noch vereinzelte Counties in Georgia.
Das Klima ist kontinental geprägt, was auch sehr kalte Winter bedeutet, da die Lage gleichzeitig weit über dem Meeresspiegel liegt, teilweise gebirgig ist. Die Sommer sind dementsprechend trocken und heiß.
Sarracenia oreophila wächst dabei an eher schattigen feuchten Wiesen. Teilweise auf Sandbänken oder in Sümpfen von Flüssen und Seen. Wie gerade schon erwähnt, ist es im Sommer entsprechend heiß und wenn der Niederschalg wegbleibt, dann trocknen diese Habitate aus.
Zusammengefasst ist das Substrat sandig und nur leicht sauer.
Weitere Informationen zum Standort findest du im nachfolgenden Abschnitt.
Pflanzenbeschreibung
Sobald es im Spätwinter/Frühjahr wärmer wird, werden – was ungewöhlich für Sarracenien ist – sowohl Schläuche als auch Blüten gebildet. Normalerweise wird die Blüte vor den Fallen gebildet. Die Blütezeit allgemein ist von Mai bis Anfang Juni.
Der Deckel über dem grünen Schlauch besitzt bei ausreichend Sonnenschein eine feine rote Aderung, bei noch mehr Sonnenschein verdunkelt sich die Aderung ins Violette.
Wieder ungewöhnlich für Sarracenien: Sarracenia oreophila hört im Sommer mit der Schlauchproduktion auf und bildet Phyllodien, die bis zum Frühjahr vorhanden bleiben. Grund ist der trockene Sommer am Naturstandort.
Die Phyllodien sind übrigens ein hervorragendes Unterscheidungsmerkmal zwischen S. flava und S. oreophila, die sich auf den ersten Blick sehr ähnlich sind.
Bei Sarracenia flava sind diese mehr oder weniger aufrecht und gerade, während sie bei S. oreophila stark gebogen sind und von der Pflanze wegzeigen.
Ich habe mir einmal das Klimadiagramm für Scottsboro herausgesucht. Das ist die größte Stadt in der Nähe der natürlichen Habitate Alabamas.
Wie du sicherlich schon erkannt hast, sind die Temperaturen ab Juni mit maximal (durchschnittlich) 30,6 Grad brutal hoch. Gleichzeitig ist Niederschlag fast gar nicht vorhanden und die Böden trocknen aus.
Auf jeden Fall interessante Bedingungen, wenn man bedenkt, dass Sarracenien normalerweise in dauernassen, teilweise überfluteten Arealen leben.
Jetzt komme ich zu einem etwas traurigen Abschnitt.
Die internationale Gesellschaft für fleischfressende Pflanzen erkennt drei Varietäten der Sarracenia oreophila an.
- S. oreophila ‚Don Schnell‘
- S. oreophila ‚Heavily Veined‘
- S. oreophila ‚Sand Mountain‘
Leider ist die Sarracenia oreophila ‚Don Schnell‘ bereits ausgestorben. Es gab nur noch ein einziges Exemplar in einem Gewächshaus. Dieses wurde aber bei einem Brand zerstört und mit ihm die letzte Pflanze ihrer Art.
Daher gibt es nur noch zwei akzeptierte lebende Varietäten.
Kultur
Die Kultur und Pflege dieser einzigartigen Pflanze gestaltet sich etwas komplizierter als bei den gängigen Sarracenien. Daher ist Pflanze auch nur für diejenigen geeignet, die bereits erste Erfahrungen mit der Sarracenia-Kultur besitzen.
Die Pflanze bevorzugt als Standort nämlich schattige Plätzchen auf feuchten Wiesen, Sandbänken oder Sümpfen von Flüssen oder Seen. Diese können im Sommer auch komplett austrocken. Dies ist eine Besonderheit dieser Art, die als einzige Art der Gattung Sarracenia an solchen Standorten überleben kann. Das Substrat ist gemeinhin sandig und leicht sauer.
Aufgrund des Naturstandortes sind zwei Eigenschaften für die Kultur hervorzuheben: Zum einen mag es Sarracenia oreophila trockener im Vergleich zu anderen Sarracenien, selbst im Sommer muss kein permanentes Anstauverfahren beachtet werden. Daher muss man häufiger und regelmäßig gießen, was die Kultur etwas verkompliziert. Zum anderen erlebt die Pflanze durch ihre bergige Heimat kalte Winter. Somit muss sie in unseren Breiten ebenfalls kalt überwintert werden, um im kommenden Frühjahr nicht einzugehen.
Als Substratmischung ist ein Torf-Sand-Gemisch im Verhältnis 3:2 zu empfehlen. Der Topf sollte gut dimensioniert sein. 13x13x13 cm sind ausreichend für ein schnelles Wachstum.
Zum Wässern darf natürlich primär nur Regenwasser genutzt werden. Als sekundäre Wasserquelle ist destilliertes Wasser dem Osmosewasser vorzuziehen. Leitungswasser oder Wasser aus sogenannten „Brita-Wasserfilter“ dürfen nicht genutzt werden.
Wie man Osmosewasser herstellt, habe ich hier einmal festgehalten: Beitrag.
Schädlinge und Krankheiten
Es kann vorkommen, dass sich Blattläuse an den meist jungen Blattachsen vergehen. Die großen Schädlinge kann man absammeln und sofort verfüttern aber wenn es zu viele werden, hilft nur noch eine „chemische“ Behandlung mit Kaliseife*. Dieses hilft auch bei (eher unwahrscheinlichem) Spinnmilbenbefall.
Wurzelfäule kann vorkommen und zwar, wenn das Substrat von Moos (nicht Sphagnum) überwuchert wird. Dieses verschließt die Oberfläche und es dringt kein Sauerstoff mehr zu den Wurzeln. Hier hilft nur regelmäßiges Umtopfen.
Trauermückenlarven könnten die Wurzeln beschädigen und zum Absterben der Pflanze führen. Günstige Gelbtafeln* helfen hier ungemein.
Die ausgewachsenen Mücken werden gefangen und können sich nicht vermehren. Schneller geht es mit Nematoden*. Diese legen Eier in die Trauermückenlarven und fressen diese von innen auf. Wenn es keine Larven mehr gibt, sterben die Nematoden. Eine Vermehrung der Trauermücke findet somit nicht statt. Am besten nutzt man beide Mittel.
Vermehrung
Ich vermehre meine Sarracenia oreophila bevorzugt per Rhizomteilung. Die Pflanze ist von Beginn an stark im Wachstum und braucht nicht so viel Zeit, um eine stattliche Größe zu erreichen.
Wie man ein Rhizom teilt, erkläre ich in diesem Video ab Minute 10 (voreingestellt):
Die Sarracenia oreophila nach Teilung warm und hell stellen, das Substrat sollte nass sein. Rot/Blau Beleuchtung* als Zusatzbeleuchtung ist ideal. Die ersten Augen erwachen nach nur wenigen Tagen bei Raumtemperatur.
Natürlich kannst du Sarracenia oreophila über Samen vermehren. Wenn du sehr frische (maximal 3/4 Tage alt) Samen hast, kannst du sie sofort aussäen und am besten unter Kunstlicht, Raumtemperatur von ca 20 – 23 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit zum Keimen bringen. Dazu eignet sich unter Minigewächshaus, welches du hier im Shop findest. Unten im Bild siehst du es in Aktion.
Sollten deine Samen älter sein, musst du sie unbedingt stratifizieren! Dafür legst du die Samen beispielsweise zunächst auf ein nasses Stück Küchenpapier. Dieses Küchenpapier kommt in eine Tupperdose oder ein anders verschließbares Gefäß. Und das kommt wiederrum für 6 – 8 Wochen in den Kühlschrank. Du kannst die Sarracenia oreophila Samen auch in ein mit Wasser gefülltes Röhrchen* legen, es verschließen und ebenfalls für 6 – 8 Wochen in den Kühlschrank legen. Hauptsache die Samen sind kalt und können nicht austrocknen.
Danach einfach unter Kunstlicht, Raumtemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit kultivieren. Bei mir keimen die ersten Samen meist nach 10 – 14 Tagen.
Die Sämlinge sind noch sehr empfindlich und sollten in den ersten beiden Jahren bei 5 – 10 Grad Celsius überwintern. Im Sommer werden sie, wie die ausgewachsenen Pflanzen, kultiviert. Im dritten Winter können sie auch tieferen Temperaturen ausgesetzt werden.
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