Pflegehinweise Pinguicula grandiflora
Das großblütige Frettkraut (Pinguicula grandiflora) fand seinen Weg auf dem Postweg zu mir. Etliche Brutknospen befanden sich in einem Briefumschlag. Ich war noch relativ unwissend (was sich rächen sollte) und füllte gut 15 kleine Töpfe (5,5 cm) mit Torf. Immer 12 Brutknospen in einem Raster setzte ich ein. Meine Liebe zum Detail. Teilweise waren die Brutknospen keine 2 mm groß. Dass diese den Winter überleben, bezweifelte ich.
Diese Töpfe standen nun leicht feucht im frostfreien Gewächshaus. Mitte März kam dann Bewegung in die Sache. Ende April hatte ich ein Platzproblem. 99% der Brutknospen trieben aus.
Herkunft und Standort
Das großblütige Fettkraut kommt ursprüglich aus Westeuropa (Irland, Spanien, Frankreich, Schweiz). Über die Jahre konnte es in vielen anderen Gegenden Europas – aber auch Afrikas (Marokko) – Fuß fassen.
In Deutschland wurde es vom Bundesamt für Naturschutz als „in Einbürgerung befindlicher Neophyt“ eingestuft. Herrliches Beamtendeutsch.
Zu finden ist Pinguicula grandiflora auf feuchten, leicht mossigen Flächen, die im Halbschatten liegen. Dabei – ungewöhnlich für fleischfressende Pflanzen – ist es Kalk nicht abgeneigt.
Da diese Pflanze konkurrenzschwach ist, wächst sie nur an Standorten, an welchen sich hochwachsende Arten nicht etablieren konnten.
Pflanzenbeschreibung
Pinguicula grandiflora kann man beim ersten Blick sehr leicht übersehen. Die Pflanze wächst rosettenförmig auf dem Boden, ist grün und sticht nicht sonderlich heraus. Ihre bis zu 8 cm Durchmesser machen es auch nicht besser.
An der Blattoberseite sitzen die feinen Drüsen, die eine Flüssigkeit bilden, die klebrig ist und aus der Ferne sehr fettig wirkt. Bleibt nun eine Trauermücke, Ameise, Mücke oder Polle haften, übernehmen sehr kleine, enzymabsondernde Drüsen die Arbeit und nehmen die Inhaltsstoffe des Insekts auf.
Wenn es in Richtung Winter geht, bildet die fleischfressende Pflanze eine Winterrosette und stellt ihre Fangtätigkeit ein. Sobald es wärmer wird, treiben größere Blätter aus und es bildet sich die Sommerrosette. Ab Mai bildet sich auch eine Blüte, die im Verhältnis zur Pflanze, sehr groß ist (bis 4,5 cm).
Normalerweise ist diese lila aber eine Mutation in Irland bildet auch eine weiße Blüte.
Die einzigen akzeptierten Arten sind übrigens ausschließlich:
- Pinguicula grandiflora ssp. grandiflora
- Pinguicula grandiflora ssp. rosea
Pflege und Kultur
Diese karnivore Pflanze ist wirklich einfach zu kultivieren. Zum einen reicht reiner Torf (evtl. mit Perlit vermischt, um ein zu schnelles Verdichten zu verhindern), zum anderen kann man Pinguicula grandiflora auch in reinem Vermiculite kultivieren (lt. Oliver Gluch, Fettkraut-Experte).
Von Frühjahr bis Spätsommer kann die Pflanze auch gerne innerhalb der Wohnung kultiviert werden. Draußen wie drinnen verträgt sie Halbschatten. Das Substrat sollte feucht sein.
Sobald die Tage kürzer und kälter werden, bildet sich ein Hibernarium (Winterrosette). Das Substrat sollte ab jetzt nur noch leicht feucht gehalten werden, damit Schimmelbefall oder Fäule vorgebeugt wird.
Bei Kultur in der Wohnung, solltest du die Pflanze geschützt nach draußen stellen, damit sie sich auf die Winterruhe vorbereiten kann.
Die Überwinterung kann relativ dunkel stattfinden. Die Maximaltemperatur von 5 Grad sollte nicht überschritten werden, da es ansonsten zu chemischen Prozessen kommen könnte, welche die Winterruhe beenden und mit der Bildung der Sommerrosette beginnen.
Vermehrung
Pinguicula grandiflora bildet unterirdisch Brutknospen. Diese treiben im Frühjahr aus. Das ist die einfachste, von mir präferierte, Vermehrungsmethode.
Selbstverständlich kann man auch die Samen aussäen. Sind die Samen wirklich frisch (z.B. im Juni geerntet und ein oder zwei Wochen später ausgesät), dann keimen sie auch sofort. Sind die Samen älter, benötigen sie eine Stratifikation. Sie keimen dann im folgenden Frühjahr.
Man kann es auch ohne Stratifikation versuchen. Dafür müssen die Samen trocken im Kühlschrank überwintern und sollten dann im Frühjahr ausgebracht werden.
Letztendlich streiten sich hier die Geister, ob eine Stratifikation notwendig ist oder nicht.
Schädlinge und Krankheiten
Es kann vorkommen, dass sich Blattläuse an den meist jungen Blattachsen vergehen. Die großen Schädlinge kann man absammeln und sofort verfüttern aber wenn es zu viele werden, hilft nur noch eine „chemische“ Behandlung mit Kaliseife*.
Wurzelfäule kann vorkommen und zwar, wenn das Substrat von Moos (nicht Sphagnum) überwuchert wird. Dieses verschließt die Oberfläche und es dringt kein Sauerstoff mehr zu den Wurzeln. Hier hilft nur regelmäßiges Umtopfen.
Bei zu nasser Kultur, zu wenig Licht und stehender Luft kommt es mit Sicherheit früher oder später zu Grauschimmelbefall.
Trauermückenlarven könnten die Wurzeln beschädigen und zum Absterben der Pflanze führen. Günstige Gelbtafeln* helfen hier ungemein.
Die ausgewachsenen Mücken werden gefangen und können sich nicht vermehren. Schneller geht es mit Nematoden*. Diese legen Eier in die Trauermückenlarven und fressen diese von innen auf. Wenn es keine Larven mehr gibt, sterben die Nematoden. Eine Vermehrung der Trauermücke findet somit nicht statt. Am besten nutzt man beide Mittel.
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