Der richtige Standort für deine Karnivoren
Unsere Pflanzen kommen aus allen Ecken der Welt und brauchen daher unterschiedliche Bedingungen, um perfekt zu gedeihen. Die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) beispielsweise braucht über 12 Stunden direkte Sonne am Tag, während Drosera adelae es gerne schattig und warm mag. Drosera capensis würde einen deutschen Winter in keinem Fall überleben, während Drosera rotundifolia oder Drosera intermedia sich ins Erdreich zurückziehen und im Frühjahr erneut austreiben.
Wie du unschwer erkennst, haben unsere Pflanzen sehr unterschiedliche Überlebenstechniken entwickelt, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Normalerweise sollten die Pflegehinweise beim Kauf der Pflanze in der Artikelbeschreibung oder dem Etikett ersichtlich sein. Ansonsten muss nachgefragt werden, wenn es sich um Raritäten handelt.
Grundlegende Lichtbedingungen
Die meisten fleischfressenden Pflanzen wachsen auf Flächen, die den ganzen Tag von der Sonne beschienen werden. Diese benötigen Sie unbedingt in dieser Intensität, um zu wachsen und Blüten zu bilden.
Neben auf Böden wachsenden Karnivoren, gibt es noch sogenannte Epiphyten. Diese wachsen auf anderen Pflanzen (aber nicht parasitär), um von anderen Pflanzen nicht überwuchert zu werden, damit sie ausreichend Licht erhalten.
Ausnahmen bilden einige Arten der Gattung Kannenpflanze (Nepenthes), Fettkraut (Pinguicula) und Sonnentau (Drosera). Bei letzteren sind die Queensland-Droseras besonders hervorzuheben (adelae, prolifera, schizandra). Deren natürliches Habitat ist der Dschungel mit sehr viel Schatten. Sollten diese Pflanzen intensiver Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden, wachsen sie nicht so, wie sie es auf natürlichem Weg machen würden. Drosera adelae wird z.B. intensiv rot, bildet sehr kleine Blätter und keine Fangtropfen.
Bei vielen Pflanzen nehmen die Blätter bei optimalen Lichtbedingungen unterschiedliche, meist rote, Verfärbungen an. Diese Verfärbungen sind ein sehr gutes Indiz für eine vitale Pflanze.
In der Wohnung sind generell Fensterbänke in Süd und West-Ausrichtung für helle und sonnige Standorte zu empfehlen. Der Balkon oder die Terrasse ist natürlich empfehlenswerter, da hier eine durchgehende Sonnenbestrahlung möglich ist. Optimal sind hingegen Gewächshäuser, da hier Umweltbedingungen wie Wind und Regen ausgeschlossen werden können.
Doch was tun, wenn keine ausreichende Lichtversorgung gewährleistet werden kann?
Dann muss man künstliche Lichtquellen nutzen. Diese gibt es bereits in unterschiedlichsten Größen, Stärken und Formen. Für einzelne Pflanzen lohnen sich kleine an den Topf klemmbare Lampen an. Im Winter solltest du jedoch auf größere Exemplare zurückgreifen, da diese ein besseres Raum/Nutzen-Verhältnis besitzen.
Notwendige Luftfeuchtigkeit
Die notwendige Luftfeuchtigkeit beträgt für die meisten und am häufigsten in Wohnungen vorkommenden Arten ca. 60 – 70%. Im Sommer ist das eigentlich kein Problem. Sehr viele Kannenpflanzen und einige Drosera Arten benötigen hingegen eine sehr viel höhere Feuchtigkeit.
Wie im oberen Abschnitt schon geschrieben, brauchen auch hier die Queensland-Droseras eine besondere Behandlung. Da sie im Dschungel vorkommen, ist die notwendige Luftfeuchtigkeit immens. Das (Schatten und hohe Luftfeuchtigkeit) bringt jedoch die Gefahr mit sich, dass Beute, die kleben bleibt, mit hoher Wahrscheinlichkeit schimmelt.
Im Winter gibt es leider ein anderes Problem. Die Pflanzen können nicht mehr draußen auf dem Balkon oder der Terrasse stehen. Damit sie genügend Licht erhalten, werden sie meistens auf die Fensterbank in Südrichtung verfrachtet. Das eigentliche Problem ist jedoch die Heizung. Diese senkt die Luftfeuchtigkeit im Raum auf teilweise unter 30%. Das ist mittelfristig für alle karnivoren Pflanzen schädlich.
Wir messen die Luftfeuchtigkeit mit diesem kleinen Gerät: ThermoPro TP50.*
Das gelegentliche besprühen der Pflanzen mit kalkfreiem Wasser bringt gar nichts, da es nur einen kurzen vorübergehenden Effekt hat.
Die Lösung wäre ein helles Fenster in einem Raum mit kühlen Temperaturen (diese erhöhen die Luftfeuchtigkeit automatisch). Eine Nachttemperatur um die 12 Grad Celsius ist optimal. Tagsüber kannst du die Temperatur erhöhen, wenn du gleichzeitig das Lichtangebot anhebst. Ich nutze für meine Pflanzen eine ca. 30 Watt* (in der Beschreibung steht 45 Watt) starke Lampe*. Die kann eine ganze Euroschale beleuchten und bringt die Pflanzen gut durch den Winter.
Auch hat sich eine mit (kalkfreiem) Wasser gefüllte Wanne als Untersetzer bewährt, da der Verdunstungseffekt die Luftfeuchtigkeit leicht erhöht
Grundlegendes über Substrate
Blumenerde, Torfersatzprodukte und dergleichen sind für unsere Karnivoren absolut ungeeignet! Diese enthalten Unmengen an Kalk, Dünger und weiteren Mineralstoffen, die kurzfristig zum Absterben der Pflanze führen.
Fleischfressende Pflanzen benötigen zum optimalen Wachstum stark nährstoffarmes Substrat, welches gleichzeitig sehr sauer (pH-Wert ca. 3 – 4,5), wasserhaltend und dennoch luftig ist.
Es gibt nur ein Substrat, welches hierfür geeignet ist: Torf. Doch auch hier kann man einiges falsch machen. Oftmals wird in Bau- und Gartenmärkten Gärtnertorf angeboten. Dieser ist jedoch oftmals mit Dünger versetzt, was ihn wieder unbrauchbar macht. Auch solltest du darauf achten Weißtorf zu nutzen. Dieser ist nicht so stark zersetzt und fällt nicht leicht in sich zusammen. Der Zersetzungsgrad sollte H2 bis H4 betragen.
Mit der Zeit jedoch zersetzt sich auch dieser Torf und verfestigt sich. Um die Stabilität mittelfristig zu gewährleisten, können bis zu 30% Zuschlagstoffe hinzugemischt werden. Besonders geeignet sind hier für Perlite (nährstoffneutrales, geblähtes Naturgestein) und reine Quarzsande (ca. 1 bis 3 mm Körnung). Ein Mischverhältnis von 7/2/1 oder 8/2/0 wird von den meisten Karnivoren sehr gut vertragen.
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