An Grauschimmel leidende Karnivoren retten
Wer kennt es nicht? Die Pflanze gedeiht gut im Sommer, doch dann kommt die kritische Winterzeit, die Temperaturen sind kühl, es gibt kaum noch Sonnenschein. Das Substrat ist feucht bis nass.
Alles perfekte Bedingungen, um dem gefürchteten Grauschimmel (Botrytis cinerea) perfekte Lebensbedingungen zu bieten.
Und so kommt es häufig, dass dicht gewachsene Pflanzen im Inneren anfangen vom Grauschimmel befallen zu werden. Oder man vergisst abgestorbene Pflanzenteile regelmäßig zu entfernen. Auch das ist ein prima Nährboden für diesen Schimmelpilz.
Häufig ist es ja so: Wenn der Unfall passiert ist, ist es zu spät eine Versicherung abzuschließen. Bei diesem Schimmel ist es genau so. Der erste Schritt sollte immer sein die Pflanze unter den richtigen Bedingungen zu kultivieren. Die Pflanze hat ihre eigenen Schutzmechanismen und kann diesem drohenden Todesurteil gut trotzen.
Dennoch kann es passieren, dass die Pflanze befallen wird. Es äußert sich darin, dass die Schläuche zu vertrocknen scheinen. In diesem Fall habe ich folgende, gut wirkende, Möglichkeit gefunden.
Grauschimmel/Graufäule an Sarracenia/Dionaea behandeln
Bei meiner Sarracenia purpurea ssp. venosa entwickelte sich im Zentrum der Pflanze, im dichten Gewusel der Schläuche, aufgrund mangelnder Luftzirkulation, Grauschimmel, der auch kerngesunde Schläuche befiel und sich nicht nur auf die abgestorbenen beschränkte.
Jetzt hieß es: Schnell handeln!
Zunächst teilte ich die Pflanze wo ich nur konnte. Alle abgestorbenen Teile wurden rigoros abgetrennt. Fühlte sich ein Rhizomstück matschig an, wurde es abgeschnitten. Die abgetrennten Teile nicht auf den Kompost werfen! Ansonsten verteilt man ihn früher oder später wieder im Garten. Am besten die infizierten Teile in den Hausmüll werfen oder verbrennen.
Die Schere oder das Messer, welche/welches ihr zum Abtrennen benutzt habt, bitte Spülen oder mit Hilfe einer Kerze desinfizieren, damit die Sporen nicht an das nächste Objekt kommen.
Danach mit einer Spritzpistole die Rhizome mit Regenwasser reinigen und mit dem „Wundermittel“ bearbeiten:
Jedes Rhizom habe ich mit frischem Sphagnum umwickelt und in feuchten Torf gesteckt. Danach werden die Töpfe kühl und sehr hell kultiviert. Auch musst du darauf achten, dass die Luft zirkuliert.
Durch die Kälte, das Ausdünnen und die Luftzirkulation hat die Graufäule nun drei ihrer Lebensgrundlagen verloren. Sphagnum wirkt zudem desinfizierend und hindert Schimmel an der Ausbreitung. Wenn es möglich ist, sollte mit Kunstlicht nachgeholfen werden.
An der Oberfläche an den aus dem Moos herausragenden Teilen wird sich wohl noch Grauschimmel bilden. Aber er wird sich nicht ausbreiten.
Die Pflanze hat nun die Möglichkeit sich zu erholen, neue Wurzeln zu bilden und Kräfte zu sammeln. Danach sollte der Grauschimmel besiegt sein.
Dieses Vorgehen hilft ebenfalls bei Dionaea! Bei befallenen Teilen einfach nicht befallene Blätter mit Rhizomanteil abbrechen und in Sphagnum hüllen. Hierdurch werden Blattstecklinge gebildet und man klont die Pflanze.
Das befallene große Rhizom von infizierten Stellen befreien und ebenfalls mit Sphagnum behandeln. Hier sind meine Erfolge hingegen etwas geringer als bei den Sarracenien.
Wie haben sich die Pflanzen entwickelt?
Die Schimmelfotos stammen übrigens von Neujahr 2023. Wie haben sich die Pflanzen jetzt eigentlich entwickelt?
Die gute Nachricht: Alle (!) Pflanzen, die von Grauschimmel befallen waren, haben es überlebt und bilden neue Triebe aus. Hier ein paar Impressionen:
Wenn die Pflanze/das Rhizom nicht schimmelt, kann man es auch in reines Torf stecken, selbst ohne Wurzeln. Jedoch würde ich immer die Sphagnum-Methode bevorzugen.
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